⎨Weihnachtswichteleien⎬weißer Glühweinsirup

Freitag abends irgendwo in Deutschland. Wir sind mitten in der Adventszeit. Zeit der Weihnachtsfeiern und des Schrottwichtelns. Eine besinnliche, freundliche und dankbare Zeit.

Sieben Freundinnen im besten Alter reservieren einen Tisch in einem Restaurant. Sie möchten zusammen Weihnachten feiern. Zwei Wochen zu früh, aber Weihnachten ist ja schließlich für die Familie reserviert. 

Die erste Frau betritt um kurz vor halb acht das berstend volle Restaurant. Es ist Adventszeit, Zeit der Weihnachtsfeiern und des Schrottwichtelns. Sie ist verwundert bis empört: "Ganz schön laut hier drin. Und so warm!" Die Kellnerin versucht sich an einem halbherzigen Witz über globale Erwärmung, in empörte Gesichter schaut sie in dieser Jahreszeit täglich. Sie führt die Frau an ihren Tisch, diese setzt sich nur widerwillig auf den vordersten Stuhl, in voller Montur. Trinken möchte sie nichts. 

Zehn Minuten später öffnet sich die Tür und drei sehr große Pakete kommen herein, getragen von drei Freundinnen. Es dauert eine Weile, bis sie sich den Weg zu ihrem Tisch gebahnt haben. Die Pakete in Größe eines sechsjährigen Kindes werden vor und neben dem Tisch abgestellt. Es kann höchstens noch ein sechsjähriges Kind daran vorbei laufen. Große Begrüßungszeremonie.

Ihre Jacken und Mäntel möchten sie nicht aufhängen lassen. Sie werden lässig über die Pakete geworfen. Ein freundlich-bestimmtes Hinweisen seitens der Kellnerin, dass man mit Paketen und Kleidungsstücken alles blockiere, wird erst einmal ignoriert. Es ist ja schließlich Adventszeit, Zeit der Weihnachtsfeiern und des Schrottwichtelns. Da ist das nun einmal so.

Nachdem die Chefin des Hauses eingeschritten ist, werden Pakete und Jacken zwischen den Freundinnen auf der Bank verstaut. Wie gut, dass man einen Tisch für sieben Personen reserviert hat und nun wohl doch nur noch eine fünfte Freundin "später nachkommt, aber auf gar keinen Fall etwas essen wird". Vier Freundinnen und drei Pakete in Größe eines sechsjährigen Kindes ergibt auch irgendwie sieben.

Die Kellnerinnen kennen das: die Adventszeit, Zeit der Weihnachtsfeiern und des Schrottwichtelns. Der Tisch wird erst einmal ignoriert, es sind schließlich auch andere Gäste zu bedienen. Als die Kellnerin nach acht Minuten an den Tisch tritt, um die Getränke aufzunehmen, haben die Freundinnen noch nicht einmal die Karte aufgeschlagen. 

Weitere zehn Minuten später (die Kellnerin musste andere Gäste bedienen, Teller auf- und abtragen, telefonische Tischreservierungen annehmen,...) haben sich die Freundinnen zumindest schon für ein Getränk entschieden: zwei kleine Gläser Wasser (das eine bitte Zimmertemperatur), eine Bionade und eine Cola light.

Bis zur Essensbestellung vergehen weitere 30 Minuten. Die eine Freundin hat natürlich vorhin schon mit der Familie zu Abend gegessen, nimmt aber dann trotzdem noch einen kleinen Vorspeisensalat. Zwei Freundinnen möchten vor Weihnachten noch etwas abnehmen und entscheiden sich für einen großen Salatteller. Nur der einen Freundin ist so richtig nach Schlemmen und sie bestellt Fisch und ein Glas Wein noch dazu.

Das Essen kommt, man bestellt extra Dressing. "Haben sie auch Zitronensaft? Das habe ich lieber als Essig." "Nein, leider nicht." Brot wird nachbestellt. Salz und Pfeffer. Bis alle vier Freundinnen mit ihrem Essen zufrieden sind, muss die Kellnerin fünf mal zum Tisch laufen. Die anderen 100 Gäste warten derweil geduldig. 

Dessert möchte niemand, das war von Anfang an klar. Da die Kellnerin keinen koffeinfreien Espresso zu bieten hat, sitzen die drei Freundinnen vor ihren leeren Gläsern und schauen der vierten Freundin dabei zu, wie sie mit bedächtigen Schlucken an ihrem Weinglas nippt.

Um zehn kommt die bereits angekündigte fünfte Freundin und bringt ein Paket in Größe eines dreijährigen Kindes mit. Die Wichtelrunde kann also endlich eröffnet werden. Doch davor wird die Kellnerin durch heftige Winkbewegungen an den Tisch gerufen. Man nimmt noch einen halben Liter stilles Wasser und teile es freundschaftlich auf fünf Gläser auf.

Die nächste Stunde hört man lautes, teilweise sehr schrilles Gelächter, bis alle Freundinnen ihr Geschenk erwichtelt haben. Die Kellnerinnen wissen, dass sie sich um die Freundinnen nicht mehr kümmern müssen. Sie laufen nur ab und zu am Tisch vorbei und fragen scheinheilig "ob es noch etwas sein darf".

Währenddessen leert sich das Lokal bis um halb zwölf nur noch die fünf Freundinnen vor ihren Geschenken und leeren Gläsern sitzen. Sie winken die Kellnerin heran und möchten noch einen halben Liter stilles Wasser bestellen. Die Kellnerin hat allerdings vorausschauend schon die Rechnung mit an den Tisch gebracht und möchte kassieren. Entsetzte Gesichter. Widerwilliges Bezahlen. 

Die Kellnerin macht ihre Kasse, wischt die Tische ab, spült die letzte Gläser und schenkt sich noch ein Glas Wein ein. Die Freundinnen haben sich wieder ins Gespräch vertieft. Um sie herum werden die Lichter gelöscht, lautes Schlüsselklappern. Keine Reaktion. Also muss die Chefin sie persönlich bitten, nun das Restaurant zu verlassen. Die Freundinnen packen ihre kindergroßen Pakete und ziehen lauthals lachend von dannen. Es war ein schöner Abend und wie immer waren sie die letzten Gäste.

Die Kellnerin räumt den Tisch ab. Sie kriecht unter den Tisch, um das Geschenkpapier auf zu heben und im Altpapier zu entsorgen. Ein weiterer Abend in der Adventszeit ist zu Ende. Man sperrt das Restaurant zu und verabschiedet sich. Morgen ist ein neuer Tag voller Weihnachtsfeiern und Schrottwichteln.

Auf den Mülleimern des Restaurants thront einsam ein Paket in der Größe eines dreijährigen Kindes. Es ist ein Schokoladenfondue.

 

Auch wir haben dieses Jahr gewichtelt. Elena von heutegibt.es hat die Weihnachtswichteleien für Foodblogger organisiert und an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön dafür! Wir durften Karin von Conjas Eck ein Päckchen mit Leckereien schnüren. In unser Päckchen haben wir eine Flasche weißen Glühweinsirup, Karamell nach dem Rezept von Dani und Michael von flowersonmyplate und eine Plätzchen-Variation gepackt.

Banner Weihnachtswichteleien quer 659x330

weißer Glühweinsirup

Zutaten

Für etwa 1 Liter:

750ml Weisswein

600g Zucker

300ml naturtrüber Apfelsaft

300ml Sekt

4cl Rum

10 Nelken

2 Kardamomkapseln

2 Sternanis

1 Zimtstange

Zubereitung

Weißwein und Zucker in einem Topf in etwa 20 Minuten zu einem Sirup einkochen. Gewürze, Apfelsaft, Sekt und Rum dazugeben und das Ganze weitere 10-15 Minuten köcheln lassen. In sterilisierte Flaschen gefüllt, ist der Sirup kühl gelagert einige Monate haltbar.

Der Sirup kann je nach Geschmack aufgefüllt werden: Uns schmeckt er am besten mit trockenem Sekt aufgefüllt. Lecker sind aber auch frisch gepresster Orangensaft, naturtrüber Apfelsaft, ein trockener Weißwein oder einfach Sprudel. Ob ihr das Ganze erwärmt oder gekühlt genießt, bleibt euch überlassen.

white mulled wine sirup
heutegibteswichteleien

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